die helden seiner jugend hatten meistens eine frau an ihrer seite. auf seinen abenteuern begleiteten ihn gleich zwei kumpaninnen. die erste hieß petra, stand im dörp hinter der theke und schenkte ihm alkohol aus, obwohl er noch minderjährig war. die zweite – steffi – stand vorm dörp und hieß eigentlich st.-stephanus-kirche. petra und steffi waren die beiden pole, zwischen denen er sein leben in der niedersächsischen provinz hindurch manövrierte. petra war dreißig oder etwas älter; sie war warm und lebendig und eine art aufregende tagesmutter für alle schortenser teenager. genau genommen war sie die freitagesmutter.
mon- bis donnerstags war schortens müde und langsam. es gähnte und ächzte in jeder gasse. immergraue autos rollten morgens aus dem ort wie möwenküken aus ihrem nest. man konnte sie kaum hören und kaum sehen – es schaute auch niemand hin, erst recht nicht die jüngeren. erst am freitag erwachte das dorf und putzte sich heraus. bei einsetzender dämmerung fuhren auf dem dreieck menkestraße – jeversche straße – klosterweg grellbeleuchtete taxen durchs dorf. schweigsame männer nahmen auf den hockern im struckbessen platz und bestellten sich das erste herrengedeck des abends. im hintergrund spielte die jukebox blecherne lieder aus vergangenen zeiten. ich lieb' dich nicht. du liebst mich nicht. da. da. da. mit drei freunden betrat er den schummrigen dorfkrug und bestellte vier klare schnäpse.
es war ein albernes ritual. jeden freitag liefen sie mit eiligen schritten die menkestraße hinauf. ihnen war kalt, denn sie trugen keine jacken. im dörp trug man keine jacken. schon von weitem sahen sie die lichtkegel der diskothek am himmel tanzen, innerlich tanzten sie selbst, schworen sich auf die magische nacht ein, die ihnen bevorstand und den magischen ort, den sie kannten wie ihre kinderzimmer. kurz vor dem ziel machten sie halt und betraten das struckbessen, die kneipe der alten männer, weil sie selbst kurz alt sein wollten: weise und redselig wie die seeleute, ruhig und genügsam wie die bauern. mutig wollte er sein und kippte seinen schnaps in einem zug die kehle hinunter. zumindest aber achtzehn, weil die türsteher es so wollten. was ist los mit dir, mein schatz? aha. ihm wurde warm von innen.
hinter den türen des dörp tat sich eine andere welt auf. buntes licht schnitt den dichten rauch der zigaretten in scheiben und auf der tanzfläche räkelte sich ein dickes mädchen am metallgeländer. an den tischen saßen gruppen kurzhaariger jungen in fleckigen hemden. doch sein erster blick traf petra, die hinter der hölzernen theke stand und getränke in klitzekleine gläser füllte. weinbrand mit cola hieß charly, korn mit sprite hieß bauernbrause. er bestellte wurstwasser und bekam ein champagnerfarbenes getränk in einem großen glas mit henkel. geht es immer nur bergab? aha. petra lächelte ihm verheißungsvoll zu. keiner im ort wusste, woraus wurstwasser gemischt ist.
steffi war achthundertfünfzig oder etwas älter; sie war kalt und morbide und blickte ihn streng an, als er wieder hinaustrat in das nebelland. nachts wurden ihre tuffsteinwände grell beleuchtet, weshalb sie noch größer und monumentaler wirkte auf diesen schortenser jungen, der bisher nichts großes und monumentales gesehen hatte in seinem leben. eine brise berührte eisig seine haut. jetzt fand er es lächerlich, keine jacke mitgenommen zu haben. und du meinst, dass nichts mehr geht? aha. reumütig stand er vor ihr. steffi demonstrierte ihm seine eigenen unzulänglichkeiten. er war weder redselig noch genügsam. er war vor allem nicht mutig. als gefallener held schlich er an ihr vorbei. der morgen graute. und die sonne wandert schnell. aha.
mon- bis donnerstags war schortens müde und langsam. es gähnte und ächzte in jeder gasse. immergraue autos rollten morgens aus dem ort wie möwenküken aus ihrem nest. man konnte sie kaum hören und kaum sehen – es schaute auch niemand hin, erst recht nicht die jüngeren. erst am freitag erwachte das dorf und putzte sich heraus. bei einsetzender dämmerung fuhren auf dem dreieck menkestraße – jeversche straße – klosterweg grellbeleuchtete taxen durchs dorf. schweigsame männer nahmen auf den hockern im struckbessen platz und bestellten sich das erste herrengedeck des abends. im hintergrund spielte die jukebox blecherne lieder aus vergangenen zeiten. ich lieb' dich nicht. du liebst mich nicht. da. da. da. mit drei freunden betrat er den schummrigen dorfkrug und bestellte vier klare schnäpse.
es war ein albernes ritual. jeden freitag liefen sie mit eiligen schritten die menkestraße hinauf. ihnen war kalt, denn sie trugen keine jacken. im dörp trug man keine jacken. schon von weitem sahen sie die lichtkegel der diskothek am himmel tanzen, innerlich tanzten sie selbst, schworen sich auf die magische nacht ein, die ihnen bevorstand und den magischen ort, den sie kannten wie ihre kinderzimmer. kurz vor dem ziel machten sie halt und betraten das struckbessen, die kneipe der alten männer, weil sie selbst kurz alt sein wollten: weise und redselig wie die seeleute, ruhig und genügsam wie die bauern. mutig wollte er sein und kippte seinen schnaps in einem zug die kehle hinunter. zumindest aber achtzehn, weil die türsteher es so wollten. was ist los mit dir, mein schatz? aha. ihm wurde warm von innen.
hinter den türen des dörp tat sich eine andere welt auf. buntes licht schnitt den dichten rauch der zigaretten in scheiben und auf der tanzfläche räkelte sich ein dickes mädchen am metallgeländer. an den tischen saßen gruppen kurzhaariger jungen in fleckigen hemden. doch sein erster blick traf petra, die hinter der hölzernen theke stand und getränke in klitzekleine gläser füllte. weinbrand mit cola hieß charly, korn mit sprite hieß bauernbrause. er bestellte wurstwasser und bekam ein champagnerfarbenes getränk in einem großen glas mit henkel. geht es immer nur bergab? aha. petra lächelte ihm verheißungsvoll zu. keiner im ort wusste, woraus wurstwasser gemischt ist.
steffi war achthundertfünfzig oder etwas älter; sie war kalt und morbide und blickte ihn streng an, als er wieder hinaustrat in das nebelland. nachts wurden ihre tuffsteinwände grell beleuchtet, weshalb sie noch größer und monumentaler wirkte auf diesen schortenser jungen, der bisher nichts großes und monumentales gesehen hatte in seinem leben. eine brise berührte eisig seine haut. jetzt fand er es lächerlich, keine jacke mitgenommen zu haben. und du meinst, dass nichts mehr geht? aha. reumütig stand er vor ihr. steffi demonstrierte ihm seine eigenen unzulänglichkeiten. er war weder redselig noch genügsam. er war vor allem nicht mutig. als gefallener held schlich er an ihr vorbei. der morgen graute. und die sonne wandert schnell. aha.