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kluntje teestundje

17/4/2015

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[vorhang auf. ilse, eine betagte schortenserin, sitzt auf der bank vor ihrem haus und schaut auf ihren kleinen garten. zahid ist ein junger syrischer flüchtling, der seit kurzem im nachbarhaus wohnt. sie begegnen sich zum ersten mal auf dem bürgersteig vor ilses haus, als zahid gerade vorbeiläuft und sein blick an dem blumenbeet hängen bleibt. es ist nachmittag.]
ilse:  de tulpen blöht düt johr aver ok to un to schöön, ne?
zahid: tulpen sind meine lieblingsblumen. ich habe sogar meine tochter nach der tulpe benannt: lale.
ilse:  se hebbt kinner?
zahid: einen sohn und eine tochter. ich weiß allerdings nicht, wo sie gerade sind.
ilse: aver wat is dat för en vadder, de nich weet, wo sien kinner sünd? vermisst se de gor nich?
ilse: die tulpen blühen dieses jahr besonders schön, nicht?
.زهيد: الخزامي هو نوعي المفضل من النبات. سميت ابنتي إسماً مطابقاً للخزامي. اسمها: لاله
ilse: sie haben kinder?
زهيد: لدي إبنٌ و إبنة. لا أعرف أين هما الأن
ilse: aber was für ein vater weiß denn nicht, wo seine kinder sind? vermissen sie sie etwa nicht?
[zahid schaut betroffen zu boden]
zahid: sehr sogar.
ilse: na denn. wi schullen an düssen fröhjohrsdag wat anners doon as sabbeln un dibbern. 
زهيد: اشتاق اليهما كثيراً
ilse: nun ja. lassen sie uns diesen frühlingstag nicht mit sinnlosem geschwätz verplempern. 
[ilse dreht sich zum gehen.] 
ilse: ik wünsch se noch...
zahid: ich musste mein land verlassen und konnte sie nicht mitnehmen. wir hatten nicht genug geld.
ilse: ich wünsche ihnen noch… 
زهيد: لكن كان علي أن اغادر بلادي ولم أقدر على أخذهم معي. لم
يكن لدي مال كافي
[ilse ist nun ebenfalls ganz betroffen.]
ilse: se sünd also flücht, so, so. denn hebbt se wiss en lange reis achter sik.
zahid: von hamidiya bis heidmühle sind es 3904 kilometer. 
ilse: hamidiya... hamidya... dat höört sik so an, as weer dat de orientaalsche süster vun heidmöhl, oder wat?
ilse: sie sind also geflüchtet, so, so. dann haben sie sicher einen  langen weg hinter sich.
زهيد: من الحامدية إلى هَيدمٌله : ٣٩٠٤ كيلومتراً من المسافة
ilse: hamidiya… hamidiya… das klingt, als sei es die orientalische schwester von heidmühle, oder nicht?
[ilse ist nun wieder sichtlich fröhlicher.]
ilse: na, is teetiet. möögt se tee? kaamt se doch rin un drinkt se en tass tee mit mi! ja, ik heet ilse.
ilse: nun ja, es ist teezeit. mögen sie tee? kommen sie doch herein und trinken sie eine tasse mit mir! ich bin übrigens ilse.
[sie reicht ihm die hand. beide gehen ins haus.]
zahid: sehr gerne! mir hat schon lange niemand mehr eine tasse tee angeboten. ich heiße übrigens zahid und wohne in dem haus nebenan. vor einer woche angekommen.
زهيد: شكراً جزيلاً. لم يقدم إلي أحدٌ كاساً من الشاي منذ زمنٍ طويل. أنا إسمي زهيد وأعيش في البيت المجاورة. لقد وصلت منذ
أسبوع واحد
[ilse kocht wasser, kippt es in eine porzellankanne und kippt es dann wieder aus. dann streut sie sieben löffel tee in die kanne. zahid schaut interessiert zu.]
ilse:  ach, se sünd also de nee’e naver! dat in de rotte hütt överhaupt noch een wahnen will, is en glück. weer siet johr un dag leddig.
zahid: wir wohnen dort zu viert, alles männer. ich habe ein eigenes zimmer und es gibt einen garten. manchmal schäme ich mich dafür, wie viel glück ich hatte. ich hoffe, dass meine frau und kinder bald auch kommen können. der letzte brief ist schon so lange her. ich habe ihnen geschrieben, wie grün der boden hier ist. und die ruhe. es ist so ruhig hier.
ilse: ach, sie sind also der neue nachbar! dass in der heruntergekommenen hütte überhaupt noch jemand wohnen will, ist ein glück. stand seit jahren leer.
زهيد: نعيش أربعة في هذه الشقة. كلنا رجال. لدي غرفتي الخاصة ولدينا أيضاً حديقة صغيرة. أشعر بالحرج أحيانا لكل هذا الحظ الذي حظيت به. أرجو أن زوجتي وأولادي سيتمكنون من القدوم إلي قريباً. ارسلت اليهم رسالة منذ زمنٍ طويل. و كتبت اليهم كم هي خضراء الأرض هنا. وكم هو هادئ المكان هنا. هادئ جداً
[ilse füllt unterdessen die porzellankanne zur hälfte mit kochendem wasser, stellt tassen, untertassen, kandisdose, sahnekännchen und teestövchen auf den tisch und setzt sich zu zahid.]
ilse:  ja, krieg is gräsig, gries un luut. un ok wenn he mal liesen is, maakt he di bang.
zahid: sie kennen krieg?
ilse: ik weer hier in heidmöhl, as krieg weer. mien mann, ik heff em later heiraadt, weer ok mal op de flucht, mööt se weten. in den winter veerunveertig fiefunveertig is he vör de russen ut schlesien flücht.
ilse: ja. krieg ist hässlich, grau und laut. und selbst wenn er mal leise ist, macht er dir angst.
زهيد: هل عرفت الحرب؟
ilse: ich war hier in heidmühle, als krieg war. mein späterer mann war auch mal auf der flucht, wissen Sie. im winter vierundvierzig fünfundvierzig ist er vor den russen aus schlesien geflüchtet.
[ilse legt erst einen kluntje in zahids tasse und einen weiteren in ihre eigene tasse. dann schüttet sie den schwarzen tee ein.]
zahid: oh. das wusste ich nicht.
زهيد: اه لم أكن أعرف هذا
[er macht eine pause.] 
zahid: die steine knistern.
زهيد: هذه الحجار تفرقع
[ilse schöpft mit dem sahnelöffel sahne in ihre tasse. es bilden sich die typischen wölkchen. zahid rührt unterdessen mit dem kleinen silberlöffel in der tasse herum und nimmt einen schluck.]
ilse:  ja, dat is so teemlich dat eenzigste, wat man hier hören kann. dat brusen vun de see, de ewige regen un dat knistern vun de kluntjes. all poor maand wickelt sik een sprüttenduun op de landstraat üm en boom. blots denn ballert dat mal richtig.
zahid: wie alt waren sie? ich meine damals, als in deutschland krieg war?

ilse: ja, das sind so ziemlich die einzigen geräusche hier. das rauschen der see, der unaufhörlich prasselnde regen und das knistern von kandis. alle paar monate wickelt sich ein betrunkener auf der landstraße um einen baum. nur dann knallt’s mal richtig.
زهيد: كم كان عمرك؟ أعني حين كانت ألمانيا في الحرب؟
[ilse nimmt vorsichtig einen kleinen schluck tee. die sahnewölkchen sind inzwischen verschwunden.]
ilse:  jüst föffteihn. keen goot öller för en fro, wenn överall suldaten marscheert. 
ilse: gerade fünfzehn. kein gutes alter für frauen, wenn überall soldaten marschieren.
[eine sekunde später setzt ilse schnell ihre tasse ab und legt zahid besorgt eine hand auf den oberschenkel.] 
ilse:  oh, deit mi leed. ik wull se nich bang maken.
zahid: lale ist erst fünf. ich mache mir eher sorgen um meine frau.
ilse: oh, entschuldigen sie! ich wollte sie wirklich nicht beunruhigen.
زهيد: لاله عمرها خمسة سنين فقط. يجب علي أن أقلق على زوجتي
[er macht eine pause.]
zahid: inzwischen haben sie es über die libanesische grenze geschafft, allah sei dank. dort habe ich das letzte mal von ihnen gehört. das ist nun vier wochen her.
.زهيد: لقد تمكنوا على تخطي الحدود اللبنانية. الحمدلله. هذا ما سمعت منهم منذ أربعة اسابيع
[zahids tasse ist inzwischen leer. ilse schüttet ungefragt tee nach.]
ilse:  woans sünd se hier herkamen?
zahid: meine frau und ich haben monatelang für meine flucht gespart und geplant. in meinem dorf haben wir einen kleinen laden gehabt, stoffe, tücher, schals, solche sachen. ich habe einen schlepper kontaktiert. jeder kennt jemanden, der so etwas organisiert, da braucht man nicht lange herumzufragen.
ilse:  dröff ik se en kokje to den tee anbeden?
ilse: wie sind sie hier her gekommen?
زهيد: زوجة وأنا قد ادخرنا المال لكي استطيع  على القدوم هنا. كان لدينا في ضيعتي، محلٌ صغير نبيع فيه قماشا وشلات وأشياءً مماثلة. اتصلت بالمهرب. الكل يعلمون الشخص الذي يستطيع على القيام بشيءٍ من هذا القبيل. لست مضطراً على البحث مطولاً
ilse: darf ich ihnen einen keks zum tee anbieten?
[ilse greift nach einer kekstrommel, die ihm regal hinter ihr steht. zahid ignoriert ihre frage.]
zahid: der schlepper sollte mich im lastwagen über die türkische grenze bringen. es saßen noch zwanzig andere leute in dem wagen. es war mitten in der nacht. je näher wir der grenze kamen, desto stiller wurde es im wagen. dabei war es damals noch vergleichsweise leicht, aus syrien raus zu kommen. wir wurden trotzdem geschnappt. mich hat man wochenlang festgehalten. sie sagten, ich sei auf einer demonstration gegen die regierung gewesen.
ilse:  dat gifft regerungen, gegen de kann man geern mal op de straat gahn. dat harrn wi dormaals villicht ok maken schullt.
zahid: ich war auf keiner demonstration. ich bin kein politischer mensch. geglaubt hat mir das natürlich keiner. sie haben mich misshandelt und gefoltert. und irgendwann, haben sie mich einfach auf die straße gesetzt, ohne erklärung. ich bin dann ohne hilfe zu fuß über die grenze. irgendwie hat es geklappt.
زهيد: كان يجب على المهرب وضعي في شاحنة لتأخذني إلى الجهة الاخرى من الحدود التركية. كنا عشرين شخصاً في تلك الشاحنة. كانت منتصف الليل. كلما اقتربنا من الحدود كلما كان الهدوء في الشاحنة أكبر. كان من السهل في تلك الأيام الهرب من سوريا. لكن لسوء الحظ تم القبض علينا في تلك الليلة. وضعت في السجن لأسابيع. قالوا انني كنت في مظاهرةٍ ضد النظام السوري
ilse: gegen manche regierungen kann man ruhig mal demonstrieren. das hätten wir damals vielleicht auch machen sollen.
زهيد: لم أكن في أية مظاهرة. لا أتابع السياسة. بالطبع لم يصدقني أحد. عذبوني أساؤوا إلي . في يومٍ من الأيام تم الافراج علي. من دون أي إنذار أو توضيح. لقد نجحت في تخطي الحدود من دون أية مساعدة. بطريقة ما نجحت على الهرب
[zahid trinkt in einem zug seine tasse leer.]
ilse:  mien mann weer ut schlesien. egaalweg hett he vun de schneekoppe vertellt, hier in dat platte freesland. to’n lachen, oder? ik heff em kennen lehrt, dor weern wi jüst achtteihn. dat weer nich licht för de flüchtlinge hier in’t dörp to de tiet. utschimpt hett man jem. nüms wull jem hebben. man egentlich kunnen wi, de wi hier tohuus weern, uns gor nich beklagen. ok in de leegsten kriegstieden hebbt wi noch jümmers jichenswo en buer funnen, de wat to eten intuuscht hett. wenn man bedenken deit, wat de lüüd in anner gegenden to lieden harrn.
zahid: aber leid lässt sich schwer messen. ist ein vermisster sohn größeres leid als zehn zerstörte häuser? wiegt der zurückgelassene erbschmuck schwerer als zwei tage ohne brot und wasser?
ilse:  de lüüd meent jümmers, leed kann man an de tranen aftellen. man ik heff mien mann nienich wenen sehn. mi dücht, leed kann man beter aftellen an tweislaan schangsen. mien mann harr na sien flucht nie wedder de schangs, de schneekoppe to sehn.
zahid: ich werde hamidiya auch nicht wiedersehen. das dorf gibt es nicht mehr, den laden auch nicht. dafür habe ich die gelegenheit zu leben.
ilse:  ik verstah se. ik weer de eerst, de ut heidmöhl weglopen wörr, wenn wi noch mal krieg harrn.
ilse: mein mann kam aus schlesien. ständig hat er von der schneekoppe erzählt, hier im flachen friesland. lächerlich, oder? ich habe ihn kennengelernt, da waren wir gerade achtzehn. es war keine leichte zeit für die flüchtlinge hier im dorf. beschimpft hat man sie. keiner wollte sie hier haben. dabei konnten wir einheimischen uns eigentlich nicht beschweren. selbst zu schlimmsten kriegszeiten fand man immer noch irgendeinen bauern, der essen eintauschte. wenn man bedenkt, wie die leute anderswo gelitten haben. 
زهيد: لا يمكنك قياس العذاب. هل إختفاء إبن أكبر من هدم عشرة بيوت؟ هل يزين الذهب أكثر من يومين من دون خبز أو مياه؟
ilse: die leute denken immer, leid misst man in geweinten tränen. aber ich habe meinen mann kein einziges mal weinen sehen. ich glaube, man misst leid besser in zerstörten gelegenheiten. mein mann hatte nach seiner flucht nie wieder die gelegenheit die schneekoppe zu sehen.
زهيد: لن أرى ضيعتي مجدداً أيضاً. ضيعتي ليس لها وجود بعد اليوم. المحل أيضاً. لكن بالمقابل لدي الفرصة لكي أعيش
ilse: ich verstehe sie. ich wäre die erste, die heidmühle verlassen würde, wenn es nochmal krieg gäbe.
[ilse schenkt beiden tee nach. sie legt zahid einen keks auf die untertasse.]
zahid: wohin würden sie gehen?
ilse:  mien dochter wahnt in bremen. mag ween un ik wörr na bremen fohren. oder mit’t schipp na helgoland.
زهيد: الى أين تريدين الذهاب؟
ilse: meine tochter wohnt in bremen. vielleicht würde ich nach bremen fahren. oder mit dem schiff nach helgoland.
[zahid lacht.]
zahid: und was ist, wenn auch in bremen und auf helgoland krieg wäre?
ilse:  nu maalt se man nich den düvel an de wand!
zahid: sie haben recht. ich rede unsinn. ich sollte ihnen nicht weiter zur last fallen, ilse.
ilse: man se hebbt ja noch gor nich den rest vun de geschicht vertellt!
zahid: in istanbul habe ich freunde, die mir geld geliehen haben. über griechenland und den balkan bin ich nach deutschland gekommen.
زهيد: وماذا إذا كان هناك حرب في بريمن وهلغلند أيضاً؟
ilse: nun malen sie mal nicht den teufel an die wand!
زهيد: أنت على حق. لم أكن منطقياً في كلامي. لا أريد أن أشكل أية مشكلة لك يا إلزا
ilse: aber sie haben doch noch gar nicht den rest der geschichte erzählt!
زهيد: لدي أصدقاء في إسطنبول، أعاروني مالاً. من بعد اليونان و البلقان، وصلت إلى ألمانيا
[ilse schüttet zahids teetasse wieder voll.]
zahid: sie würden eine gute araberin abgeben, ilse.
ilse: meent se dat?
zahid: wir araber können leere teetassen auch nur schwer ertragen.
ilse:  ach dat. dat is hier eben so’n olen stremel. oder en dösigen bruuk.
zahid: nennen wir es eine gute gelegenheit.
زهيد: لديك الروح العربية ، إلسي
ilse: meinen sie?
زهيد: نحن كعرب لا نتحمل كاسات الشاي فارغه أيضاً
ilse: ach das. bloß eine alte tradition. oder eine unsinnige gewohnheit.
زهيد: دعينا نسميها فرصة جيدة
[vorhang zu.]
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heidmollywood

10/3/2012

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„vielleicht von short – weil es so eine kurze strecke von dem einem zum anderen ende des dorfes ist“, schlug eine auswärtige freundin vor, als dorfnamendeuten unser neuester dorfzeitvertreib war. sie, als stadtkind, war immer recht angetan von nordseeluft und friesischer natur.
ich liebte schortens nie. ich habe mal irgendwo gelesen, der name schortens habe sich aus einem familiennamen entwickelt. peinlich. bei coolen städten war das ja eigentlich andersrum. sowieso war fast alles doof an schortens: der 219er fuhr so blöde durch das dorf, dass jede der bushaltestellen einen mindestens fünfzehnminütigem fußmarsch erforderte. kein wirklich shorter weg für einen zwölfjährigen, der morgens um sieben an der haltestelle stehen musste.
blöd waren auch die straßennamen. ich wohnte in der süderooger straße im inselviertel und fragte mich meine gesamte kindheit über, ob die zwei einwohner der hallig süderoog wohl wissen, dass es in schortens eine straße gibt, die mehr einwohner hat, als ihr winziges eiland. außerdem fragte ich mich, ob es uns die dreieinhalb millionen hauptstädter verzeihen, dass sie auf schortenser stadtplänen eine berliner straße nur in einem lausigen vorort finden werden. eine lübecker straße aber gibt es. in derselben lübecker straße gab es einen kleinen spielplatz, zu dem ich immer fuhr, wenn ich mir am einzigen kiosk in der umgebung eine bravo und süßigkeiten holte. der spielplatz war selbst für schortenser verhältnisse jämmerlich, sodass ich keine anderen kinder zu befürchten hatte. in meiner erinnerung war dieser spielplatz einer der wenigen orte, die ich nicht blöd fand an schortens. in meiner erinnerung war es auf diesem spielplatz nämlich immer sommer und ich quasi in sehr geheimer mission unterwegs, denn sowohl bravo als auch süßigkeiten waren zu hause verboten. ich aß also im eiltempo die bunten weingummifiguren auf und schaute mir nebenbei penisse und brüste auf den dr. sommer-seiten an. verwegener schortenser teenager, der ich war. danach schmiss ich die bravo ins gebüsch, für die popstars der ausklingenden neunziger jahre hatte ich nun wirklich keine zeit mehr. 
schortens war sogar schon  im mittelalter blöd. in oestringfelde hatten die mal ein echt wichtiges nonnenkloster, mit pferdezucht und allen extras. riesending, echt viele nonnen. dann kam die pest, alle nonnen starben. schortens als place to be blieb ein kurzes intermezzo. es passierte die nächsten paar jahrhunderte ebenfalls nicht viel, was natürlich auch blöd war. ich liebte schortens nie, auch im mittelalter nicht. ich erinnere mich, dass ich mal an einem sonntag mit dem fahrrad zur neuapostolischen kirche am kreuzweg fuhr. am sonntag davor hatte ich dort so enorm viele leute hineinlaufen sehen. ich war vielleicht neun jahre alt, atheistisch, naiv und vor allem davon überzeugt, dass hier etwas spannendes passieren würde. an diesem sonntag enttäuschte schortens mich erneut und ich verstand, dass schortens, selbst wenn man ganz fest dran glaubt, ein sehr öder ort bleiben wird. 
ungefähr fünfzehn jahre später hatte ich friesland im speziellen und dem landleben im allgemeinen abgeschworen und kehrte nur noch sporadisch zurück. reichte auch: hier und da entstand gelegentlich ein neues gewerbegebiet, sonst blieb alles wie immer. wenn dann mal ein supermarkt neu eröffnete, eine straße gebaut wurde oder eine der beiden drogerieketten ihre filiale verlegte, war das schon ziemlich rock'n'roll für schortenser verhältnisse. weder rock noch roll war es, als ich mal wieder vorbeischaute, mal wieder sinnlos durch die leeren straßen schlenderte, mal wieder kolossal nichts passierte. ich setzte mich in ein café an der menkestraße, dem trombotischen hauptschlagäderchen des dorfes. hinter der theke: rita, hauptberuflich hexe, nebenberuflich kellnerin. weiß gar nicht, ob das ihr wirklicher name ist, kann mir aber gut vorstellen, dass hexen rita heißen. während meiner jugend in schortens leistete rita sich ein ding nach dem anderen. mal akzeptierte sie unsere wochenlang gesparten groschen nicht als bezahlung, dann ignorierte sie meine freunde und mich einen ganzen abend lang, von ihrer weinerlichen stimme und ihrer generellen abneigung gegenüber menschen ganz zu schweigen. sie ist der personifizierte magenbitter, so fröhlich wie ein kondolenzbuch, so grau wie ein putzlappen, so spannend wie mischbrot. und sie ist unsterblich, das war uns auch schon damals klar. ich war also nicht sonderlich überrascht, als sie mich auch zehn jahre später wieder anwimmerte: was darf's sein? mundwinkel richtung hölle. jever, mit f-laut in der mitte, wie man's nur in friesland weiß. ich saß fast allein in dem café, abgesehen von einem männerstammtisch, von dem stereotype stammtischgespräche herüberwehten, so schmerzhaft vorhersehbar. zum glück war ich schon etwas betrunken und bezahlte. mit kleingeld.
inzwischen hatte es draußen gedämmert und im dunkeln und betrunken war schortens eigentlich ganz gut zu ertragen. im flussviertel zählte ich straßen. eins, zwei, drei, vier, eckstein. jetzt bloß nicht zu vercheckt sein. jadestraße. rheinstraße. weichselstraße links liegen lassen. ich setzte mich auf die treppenstufen vor dem bürgerhaus und schaute mich um. biedere vorgärten, überall makellos getrimmter rasen, hölzerne miniaturwindmühlen. man möchte beinahe spitzendeckchen kotzen: überdosis dorfidylle. ich liebte schortens, wie gesagt, nie.
ich legte mich auf den rücken, schaute nach oben, pechschwarze stille. in meinem bauch: yeah, rock'n'roll. der himmel, schwärzer als er in lübeck oder berlin je sein könnte, ich fühlte mich wie in einem lamoryanten gedicht von gerhart hauptmann. die sterne, gleißend, weißend, reißend. irre viele jedenfalls. als hätten sie verabredet, dass sie heute nacht über schortens rumhängen wollen. vielleicht doch place to be heute nacht. ich liebte schortens nie, aber hin und wieder ist es doch ganz hübsch hier.
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friesenhüttenstadt

9/8/2010

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zwei wohnparkkinder spielen krieg,
der spion hat sie verraten.
über waschbeton marschieren soldaten,
stummer leierkasten spielt musik.

sechs wochen im sommer -
täglich grüßt das fragezeichen,
wird der rausch bis morgen reichen?
ich kaufe ein komma,

vier pfund geträumtes und dein glück.
unter dem grauen haus aus waben
werde ich den nächsten tag vergraben.
du willst dein geld zurück?

einmal abgehauen ist fast gewonnen,
den sound im ohr,
vom tag davor.
das letzte kapitel hat begonnen.

neunter august vor fünf jahren:
die kinder aus dem kummerkasten,
verstanden nicht, warum sie hassten,
sind nun mangelwaren.
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moulin du cheval rouge

19/5/2007

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„fahr dort vor der mühle links rein.“ änne will ihrem freund fast ins steuer greifen, als sie von der b210 abfahren. der kurze weg in den ort hinein hat sich in ihr gedächtnis eingebrannt, wie kaum ein anderer. wenn sie früher mit ihren eltern von wochenendausflügen heim kam, lag sie für gewöhnlich schlafend auf der rückbank des familienautos. um sie nicht zu wecken, hatte ännes vater die letzte kurve vor dem haus immer ganz langsam genommen. oft schlief änne gar nicht wirklich. sie hielt ihre augen geschlossen, seit sie vom autobahnkreuz abgefahren waren, weil sie es so gern hatte, wenn ihr vater sie sanft aus dem parkenden auto hob und in ihr kinderzimmer im obergeschoss des hauses trug. am sielk 8, das war ihre adresse. änne fand immer, dass das sehr besonders klang. in schönschrift schrieb sie ihre anschrift auf die rückseite all ihrer schulhefte. das s schrieb sie oft spiegelverkehrt, wenn sie sich zu sehr konzentrierte.
die straße ist noch beinahe dieselbe. die backsteinernen häuser reihen sich wie eh und je aneinander, umsäumt von beinahe unnatürlich grünen rasenflächen. zur straße hin schirmen winzige jägerzäune die grundstücke von der außenwelt ab. änne schaut sich in der straße um. in der sackgasse hatten sie und die nachbarskinder mit kreide himmel-und-hölle-felder auf den asphalt gemalt. gegenüber der sackgasse hatte sie jahrelang ballettstunden bei frau köhn besucht. kaum vorzustellen, dass das schon mehr als zwanzig jahre her ist. „hier habe ich gewohnt“, ruft änne ihrem freund zu ohne sich umzudrehen. ihr elternhaus hat sich auf den ersten blick kaum verändert, wie sollte es auch? die hausnummer am giebel ist eine andere und das mauerwerk scheint neu verfugt zu sein. jedenfalls wirkt das gebäude insgesamt heller und freundlicher auf sie, als sie es in erinnerung hatte. „ich würde dir auch den garten zeigen, aber das geht ja nicht.“ der garten, in dem änne ihre kindheit verbracht hat, befindet sich hinter dem haus und ist von der straße her nicht einsehbar. vorsichtig schleicht sie die einfahrt hinauf und probiert, einen blick um die ecke zu werfen. ein hoher zaun, der früher nicht dort stand, versperrt ihr die sicht.
„kann ich ihnen helfen?“, fragt sie plötzlich eine frauenstimme durch den offenen fensterschlitz. es klingt kein misstrauen mit, die frage scheint aufrichtig gemeint zu sein. änne kann durch das spiegelnde fenster niemanden erkennen. sie kichert mädchenhaft, wie sie es immer tut, wenn sie für das weitere gespräch zeit schinden will. „ich habe hier vor langer zeit mal gewohnt. eigentlich bin ich in diesem haus sogar aufgewachsen“, erzählt sie, noch immer ohne zu wissen, wem. „meine eltern haben das haus gebaut und ich wollte bloß einen blick in den garten werfen.“ im haus rumpelt etwas, dann ist es kurz still. schließlich schiebt sich an der hinterseite des hauses die tür zum garten auf. änne blickt hilfesuchend in richtung straße, kann ihren freund aber nicht entdecken. die hölzerne tür zum garten öffnet sich und ein kleiner hund rennt ihr entgegen. es ist ein aschgrauer terrier, der freudig an ännes knöcheln hochspringt. „ossi, komm her!“ die frau, die nicht über die schwelle zur einfahrt tritt, wedelt lächelnd ihren hund zurück. „entschuldigen sie. kommen sie gerne rein und schauen sich um! ich heiße jutta.“ die frau, die änne ihre hand zur begrüßung hinhält, ist ihr sofort sympathisch. jutta ist schlank und groß und trägt ihr langes, beinahe weißblondes haar offen. sie hat freundliche, kleine fältchen um die augen und änne fällt auf, das sie leicht nach blumen duftet, als sie einen schritt auf sie zu geht, um ihren gruß zu erwidern. jutta legt ihr vertrauensvoll eine hand auf die schulter, um sie in den garten zu führen. „hier hat sich sicher einiges verändert“, sagt sie und zögert, bevor sie den satz beendet, „seit ihre eltern das haus verkauft haben.“ juttas familie hat einen fischteich ausgehoben an der stelle, an der ännes vater ihn immer geplant, aber nie angelegt hat. das blumenbeet im hinteren teil des gartens steht gerade in voller blüte. änne erkennt margeriten und ranunkeln. im garten der rückseitigen nachbarn steht noch immer der apfelbaum, dessen früchte änne früher immer pflücken durfte. der eindruck überwältigt sie. der ort, an dem sie aufgewachsen war, sieht so viel gepflegter und einladender aus als früher. sie schämt sich beinahe für den vergleichsweise verwilderten garten, an den sie so viele schöne erinnerungen hat. „möchten sie auf einen tee hereinkommen? meine tochter feiert gerade ihre konfirmation und die frauen aus der nachbarschaft sind zu besuch. die eine oder andere dürften sie da ja bestimmt auch noch kennen.“ änne nickt und betritt durch die gartentür das wohnzimmer.
am esstisch sitzen die um zwanzig jahre gealterten frauen aus ihrer kindheit. die dicke hummelsiep steht sofort auf und begrüßt sie überschwänglich mit einer umarmung. „ännchen, liebes! schau dich an, wie groß du geworden bist!“ sie konnte frau hummelsiep schon als kind nicht ausstehen und ist sich sicher, dass das auch auf gegenseitigkeit beruhte. die dicke hummelsiep beherbergte in ihrem haus nebenan immer ein halbes dutzend katzen und einen jungen, der ein jahr jünger war als änne. der vater des kindes hatte zwar die chuzpe, seine hochschwangere frau sitzen zu lassen, aber ebenfalls den anstand, ihr ein finanziell sorgenfreies leben in einem beachtlichen häuschen am sielk zu gewährleisen. ihr sohn michael, den sie nur michel oder michelchen nannte, war daher seit jeher der mittelpunkt ihres ansonsten ereignislosen lebens. weil änne noch immer den geruch von katzenfutter in frau hummelsieps kleidung wahrnehmen kann, vermutet sie, dass sich daran wenig geändert hat.
„ännchen, setz dich doch zu uns“, flötet sie übertrieben freundlich und weist änne mit ihrer hand einen freien platz zu. am tisch sitzt außerdem frau oltmann, zu der änne früher ein sehr zärtliches verhältnis hatte, weil sie und ihr mann sich sehnlichst kinder wünschten, aber kinderlos blieben, bis änne und ihre eltern wegzogen. zu ihr ging änne als mädchen, wenn sie unvorhergesehen früher aus der schule kam und aß gezuckerte beeren. frau oltmann reicht änne förmlich die hand, was ihr unangemessen kühl erscheint. frau bendixen, die sich gerade mit einer serviette kuchenkrümel vom mund wischt, bewohnt mit ihrer familie das größte und stattlichste haus der straße. es steht an der ecke zum hollekuhl in sichtweite der mühle. ihren mann, der bauunternehmer war, kann änne sich nicht mehr vor augen rufen. herr und frau bendixen haben zwei töchter, die im ort weithin als gute partie galten – eben wegen des stattlichen reichtums der eltern. die fünfte frau am tisch hat rotbräunlich gefärbtes haar, ist aber eindeutig schon in einem alter, in dem grau die einzige von der natur vorgesehene alternative ist. änne erkennt sie wieder, kann sich aber beim besten willen nicht an ihren namen erinnern.
während sie die windungen ihres gehirns angestrengt nach dem namen dieser frau durchsucht, kommt ein blondes, ungefähr dreizehnjähriges mädchen die treppe herunter geschlendert. änne erschrickt, weil sie sich einen moment lang selbst in dem teenager wiedererkennt. vermutlich kommt das mädchen gerade aus dem kinderzimmer, das einmal änne gehört hat und fragt sich nun, wer die fremde frau ist, die in dem wohnzimmer ihrer eltern sitzt. ohne rücksicht auf den moment ergreift die dicke hummelsiep das wort: „liebes, wie geht es dir? mein michel hat ja schon längst sein studium in oldenburg abgeschlossen. wohnst du immer noch in hamburg?“ allein wegen ihres inflationären gebrauch des diminutivs und worten wie „liebes“ widerstrebt es änne innerlich, zu antworten. „schon länger nicht mehr. ich habe mich, nachdem ich zwischendurch in brüssel und paris gelebt habe, inzwischen in leipzig niedergelassen. ich wohne dort mit meinem mann.“ änne weiß auch nicht, warum sie sich selbst einen trauschein andichtet. irgendwie vermutet sie, dass man sie in dieser runde sonst weiterhin wie das kleine mädchen von damals behandeln würde. sie spürt eine gewisse feindseligkeit, die sie nicht einordnen kann. oder bildet sie sich das nur ein? sind das wirklich einfach nur fünf frauen bei tee und kuchen? frau oltmann hat sowohl arme als auch beine verschränkt, was etwas seltsam aussieht. die namenslose rotbraune hingegen scheint aufmerksam und aufrichtig interessiert zuzuhören. „paris! oh, ist es schön dort?“, fragt sie nun. „mein mann und ich unternehmen nächsten monat eine reise dorthin. wir wollen auch in die oper gehen.“ änne lächelt freundlich. die opern in paris seien weltbekannt, antwortet sie, ohne dass sie das wirklich wüsste. aus schortenser sicht ist „welt“ allerdings auch ein sehr dehnbarer begriff, findet sie. jutta gießt ihr tee in eine tasse, die eindeutig ihrem sonntagsgeschirr entstammt. das knistern des kandis füllt die eintretende stille. als jutta wieder auf dem platz gegenüber änne platz nimmt, hat diese kurz das gefühl ihre gastgeberin würde unterm tisch mit ihr füßeln. es ist allerdings bloß ossi, der terrier, der es sich auf ännes füßen bequem gemacht hat. änne errötet leicht und nimmt einen großen schluck aus der winzigen porzellantasse. „schön hast du es hier, jutta“, sagt sie, um nicht nichts zu sagen. „als ich hier noch wohnte, lagen statt der fliesen noch teppich. als kind fand ich das immer gemütlich, obwohl rückblickend betrachtet…“ sie zögert. schon wieder erwischt änne sich dabei, den ort ihrer kindheit schlecht zu reden. „der teppich war grau und etwas muffig. ich mochte ihn irgendwie trotzdem“, rettet sie sich schließlich. die nachbarinnen erinnern sich und erzählen belangloses von ihren bodenbelägen bis wieder frau hummelsiep etwas erzählen möchte. „michel, also mein michelchen, hat unserer änne mal einen brief geschrieben“, verkündet sie ihren nachbarinnen in der annahme, dass änne sich noch daran erinnert. „es war ein liebesbrief. änne hat ihm nie geantwortet.“ in dem letzten satz schwingt eindeutig ein vorwurf mit. wieso packt sie diese geschichte denn nun aus?, schießt es änne durch den kopf. nicht nur ihr ist hummelsieps offensichtlicher faux-pas schrecklich peinlich. „sie war sicherlich ein sehr schüchternes mädchen“, lenkt jutta ein und lächelt änne aufmunternd zu. so eine dicke hexe, denkt sich änne, während sie weiterhin schweigend lächelt. hält sie ihr ernsthaft immer noch vor, dass sie als achtjährige ihrem michelchen das herzchen gebrochen hat? juttas tochter hat sich inzwischen in hörweite auf das sofa gelümmelt und lauscht sichtlich amüsiert dem gespräch. „wisst ihr, mein mann wartet draußen im auto. ich sollte wirklich gehen“, sagt änne schließlich und befreit ihre füße aus ossis warmen fell. „es war wirklich schön, euch alle mal wieder zu sehen. hier am sielk ist es immer noch genauso gemütlich wie früher.“ sie steht auf, bedankt sich an der tür bei jutta für ihre gastfreundschaft und schaut sich ein letztes mal um in dem haus, das auch von innen so viel heller und wärmer wirkt, als sie es kannte. dann verlässt sie ihre kindheit durch die vordertür.
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oestringer dom

26/12/2000

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die helden seiner jugend hatten meistens eine frau an ihrer seite. auf seinen abenteuern begleiteten ihn gleich zwei kumpaninnen. die erste hieß petra, stand im dörp hinter der theke und schenkte ihm alkohol aus, obwohl er noch minderjährig war. die zweite – steffi – stand vorm dörp und hieß eigentlich st.-stephanus-kirche. petra und steffi waren die beiden pole, zwischen denen er sein leben in der niedersächsischen provinz hindurch manövrierte. petra war dreißig oder etwas älter; sie war warm und lebendig und eine art aufregende tagesmutter für alle schortenser teenager. genau genommen war sie die freitagesmutter.
mon- bis donnerstags war schortens müde und langsam. es gähnte und ächzte in jeder gasse. immergraue autos rollten morgens aus dem ort wie möwenküken aus ihrem nest. man konnte sie kaum hören und kaum sehen – es schaute auch niemand hin, erst recht nicht die jüngeren. erst am freitag erwachte das dorf und putzte sich heraus. bei einsetzender dämmerung fuhren auf dem dreieck menkestraße – jeversche straße – klosterweg grellbeleuchtete taxen durchs dorf. schweigsame männer nahmen auf den hockern im struckbessen platz und bestellten sich das erste herrengedeck des abends. im hintergrund spielte die jukebox blecherne lieder aus vergangenen zeiten. ich lieb' dich nicht. du liebst mich nicht. da. da. da. mit drei freunden betrat er den schummrigen dorfkrug und bestellte vier klare schnäpse.
es war ein albernes ritual. jeden freitag liefen sie mit eiligen schritten die menkestraße hinauf. ihnen war kalt, denn sie trugen keine jacken. im dörp trug man keine jacken. schon von weitem sahen sie die lichtkegel der diskothek am himmel tanzen, innerlich tanzten sie selbst, schworen sich auf die magische nacht ein, die ihnen bevorstand und den magischen ort, den sie kannten wie ihre kinderzimmer. kurz vor dem ziel machten sie halt und betraten das struckbessen, die kneipe der alten männer, weil sie selbst kurz alt sein wollten: weise und redselig wie die seeleute, ruhig und genügsam wie die bauern. mutig wollte er sein und kippte seinen schnaps in einem zug die kehle hinunter. zumindest aber achtzehn, weil die türsteher es so wollten. was ist los mit dir, mein schatz? aha. ihm wurde warm von innen.
hinter den türen des dörp tat sich eine andere welt auf. buntes licht schnitt den dichten rauch der zigaretten in scheiben und auf der tanzfläche räkelte sich ein dickes mädchen am metallgeländer. an den tischen saßen gruppen kurzhaariger jungen in fleckigen hemden. doch sein erster blick traf petra, die hinter der hölzernen theke stand und getränke in klitzekleine gläser füllte. weinbrand mit cola hieß charly, korn mit sprite hieß bauernbrause. er bestellte wurstwasser und bekam ein champagnerfarbenes getränk in einem großen glas mit henkel. geht es immer nur bergab? aha. petra lächelte ihm verheißungsvoll zu. keiner im ort wusste, woraus wurstwasser gemischt ist.
steffi war achthundertfünfzig oder etwas älter; sie war kalt und morbide und blickte ihn streng an, als er wieder hinaustrat in das nebelland. nachts wurden ihre tuffsteinwände grell beleuchtet, weshalb sie noch größer und monumentaler wirkte auf diesen schortenser jungen, der bisher nichts großes und monumentales gesehen hatte in seinem leben. eine brise berührte eisig seine haut. jetzt fand er es lächerlich, keine jacke mitgenommen zu haben. und du meinst, dass nichts mehr geht? aha. reumütig stand er vor ihr. steffi demonstrierte ihm seine eigenen unzulänglichkeiten. er war weder redselig noch genügsam. er war vor allem nicht mutig. als gefallener held schlich er an ihr vorbei. der morgen graute. und die sonne wandert schnell. aha.
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moosstadtdschungel

19/7/1996

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es war zeugnistag und wir durften bereits um elf uhr nach hause gehen. ich war neun jahre alt und hatte meine ersten richtigen noten bekommen. in sachkunde und deutsch hatte ich eine eins, in musik und sport eine drei, sonst nur zweien. meine mutter war unheimlich stolz auf mich und zur belohnung ließ sie mich zum spielen zu meinem besten freund henning fahren. henning ging mit mir in eine klasse. seine noten waren wesentlich schlechter als meine, aber seine eltern scherten sich wenig darum. er durfte trotzdem draußen spielen. der sommer vor zehn jahren war heiß und staubig.
henning und ich fuhren in den wald. der upjeversche forst lag am ortsrand und wir fuhren mit dem fahrrad. ich beneidete henning um sein schnittiges mountainbike. es war grün wie der mittwoch, an dem es passierte. wir waren schon oft im wald gewesen, hatten vergilbte pornoheftchen gefunden, blumensträuße für unsere mütter gepflückt oder uns höhlen gebaut. an diesem tag wollten wir einen spielplatz suchen, von dem einige unserer freunde erzählt haben. er läge mitten im forst upjever, noch hinter der großen wiese, auf der die mohnblumen wachsen. es war kurz nach zwei am 19. juli 1996, als wir in den wald fuhren. vor uns lagen tausende bäume und sechs wochen sommerferien. ich fuhr vorneweg, henning folgte mir. den weg bis zur mohnwiese kannte ich auswendig. ich redete ununterbrochen, es sprudelte förmlich aus mir heraus. dutzende eindrücke vom zeugnistag. dass vitali, der schweigsame russlanddeutsche, sitzenblieb. dass rebecca tatsächlich eine eins in schönschrift bekommen hatte, wobei sie doch sonst nichts kann. dass wir im nächsten jahr viertklässler sein würden und damit die unangefochtenen herrscher über den schulhof. am abend wollte ich alles fein säuberlich in mein tagebuch eintragen. die eins in deutsch zum beispiel, damit hatte ich gerechnet. beim vorlesen war ich klassenbester. und die drei in musik, da war ich mir sicher, hatte ich nur bekommen, weil rebecca blockflöte spielen kann und ich nicht. dafür kann sie sonst nichts. das werde ich aufschreiben. es ist so viel passiert. als mir auffiel, dass henning schon längere zeit schwieg, drehte ich mich um. er war weg. das war mir nun doch etwas zu viel der theatralik.

war ich zu schnell gefahren? war er mit dem fahrrad hingefallen und ich hatte es nicht bemerkt? ich machte mir vorwürfe. die große wiese lag schon länger zurück und eigentlich wusste ich nicht mehr genau, wo ich war. um mich herum standen ausschließlich hohe nadelbäume, die kaum sonnenlicht durchließen. das unterholz war abseits der wege dicht. ich fuhr wieder zurück, suchte henning, fand ihn nicht. plötzlich kam mir nichts mehr bekannt vor, jeder baum sah aus wie der andere. überall war es grün wie die mittwoche in meinem tagebuch. ich irrte durch den wald, dachte an das märchen von hänsel und gretel, das ich früher so gerne mochte. ich fand weder das lebkuchenhaus, noch den berüchtigten spielplatz oder einen weg aus dem wald heraus. ich dachte an meine eltern, die sich bestimmt sorgen machten. ich dachte an henning und verfluchte ihn. dass er ein mieser feigling sei, das wollte ich am selben abend noch in mein tagebuch schreiben. stundenlang fuhr ich ziellos durch den wald, gelangte auf reiterwege mit weichem sand, auf denen ich mein rad bloß schieben konnte. bei einsetzender dämmerung lehnte ich mich an einen baum und heulte. ich hatte angst im wald übernachten zu müssen, bei den wilden tieren. ich flennte und wimmerte stundenlang, mich hörte ja doch keiner. ich dachte an das herbarium, das ich für den biologieunterricht angefertigt hatte. ich wusste nun also immerhin, dass ich unter einer kiefer sitze. ich dachte an fräulein maria von jever, die den wald im sechzehnten jahrhundert hat anpflanzen lassen. das habe ich im heimatkundeunterricht gelernt. die war also irgendwie auch ein bisschen dran schuld, dass ich mich verlaufen habe. herzlichen dank, maria. dank meines physikunterrichts konnte ich die himmelsrichtungen bestimmen. ich wusste nur dummerweise nicht, in welcher himmelsrichtung mein zuhause war. dann besann ich mich auf das positive und fertigte im kopf eine liste mit kindern an, die im wald überlebt haben:

mowgli
hänsel und gretel
tarzan
nell
ronja räubertochter


die aussichtslosigkeit der situation relativierte sich ein wenig und ich fasste einen plan. ich wollte, egal welche hürden sich mir in den weg stellten, immer nur in eine richtung fahren. irgendwo würde der wald schon aufhören. er hörte tatsächlich auf, einige stunden später in reepsholt. hatte von dem nest noch nie gehört, aber ich war ja schließlich auch erst neun jahre alt. meine welt war noch ausgesprochen klein. ich folgte den schildern und kam schließlich gegen mitternacht in schortens an. kurz hatte ich angst, dass ich ärger von meinen eltern bekommen würde, weil ich so spät schon längst im bett hätte liegen müssen. aber meine mutter schloss mich in die arme und heulte mehr, als ich es den ganzen tag über getan hatte. ich schwor mir und ihr, nie wieder einen wald zu betreten. in mein tagebuch trug ich zusätzlich ein, dass ich henning am ersten tag nach den ferien ordentlich eine zimmern würde.
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transfriesische eisenbahn

22/9/1945

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 heidmühle, den 22. september 1945
meine teure helene,

ich konnte meinen augen kaum trauen, als ich dich heute auf der oldenburger straße sah. am liebsten hätte ich dich angesprochen, mein lenchen, wäre dir um den hals gefallen. du warst es, das habe ich sofort erkannt. aber du sahst so traurig aus, mit deinem abgegriffenen köfferchen und deinem schmutzigen rock. elf lange jahre habe ich dich nicht gesehen und doch habe ich so oft an dich gedacht. wie es dir wohl ergangen sein mag, habe ich mich gefragt. es ist so viel passiert in diesen unsäglichen elf jahren und mir bleibt nichts, als gott dafür zu danken, daß ich noch am leben bin. mein rechtes bein, einen bruder und meine heiterkeit haben mich die kriegsjahre gekostet und ich mag mir gar nicht ausmalen, was sie dir genommen haben. du sahst so verändert aus, ganz und gar nicht mehr das heitere, freche ding, das ich kenne. meine sonne, so habe ich dich genannt. ich war dein stern. oh, mein süßes lenchen, meine sonne, was habe ich mich nach dir gesehnt. ich habe an dich gedacht, als ich in den krieg gezogen bin. wusstest du, daß meine mutter mich an dem tag zur welt gebracht hat, an dem franz ferdinand von österreich erschossen wurde? es war ein sonntag und du weißt ja, was man über sonntagskinder sagt. ich bin also wirklich von geburt an vom glück geküßt und vom krieg geschunden. so viel krieg, mir ist fast, als wüßte ich gar nicht mehr, wie sich frieden anfühlt. in rußland habe ich nachts oft geweint, um mich, um meine familie, um dich. das letzte, was ich wußte, war, daß du vor dem krieg nach cloppenburg gegangen bist. schau nun, was für ein prächtiges glück es ist, daß ich dich heute wiedersehen durfte!

erinnerst du dich noch an den sommer 1934, an den tag, als du mit deinen eltern und geschwistern heidmühle verlassen hast? ihr habt die bahn genommen, ich hatte dir am abend zuvor versprochen, daß wir uns noch einmal sehen. ich wollte dir lebewohl sagen. mein vater aber wurde wütend und schrie, ich soll mich ja nicht „bi de olle jöden“ blicken lassen. ich hörte ja schon lang nicht mehr auf den alten kauz und schaffte es irgendwie, mich mittags heimlich aus dem haus zu schleichen. so schnell wie ich nur irgend konnte, bin ich zum bahnhof gelaufen. du warst höchstens siebzehn, mein liebes lenchen. so ein richtiger backfisch noch, mit deinem schönen köpfchen. es kommt mir vor, als sei es jahrhunderte her und doch erinnere ich mich noch genau. aus der entfernung habe ich noch gesehen, wie du und dein bruder artur in den waggon gestiegen seid. was ist aus artur geworden? im dorf erzählt man sich, er hätte sich nach amsterdam geflüchtet. ich hoffe sehr, daß es stimmt. du hast mich an diesem mittag wahrscheinlich nicht mehr gesehen, liebes lenchen. ich war zu spät. wie leid es mir tut. sicher dachtest du die ganze zeit, ich habe dich vergessen.
jedes mal, wenn ich an dem bahnhofsgebäude vorbei ging, kam die erinnerung an meine süße helene zurück. auch als ich jahre später selbst die bahn nahm, um an die front zu fahren, dachte ich an dich. ich wollte längst mit dir vermählt sein, helene. stattdessen kannten wir uns nicht einmal mehr. mir war, als hätte das bahnhofshaus uns getrennt. dafür haßte ich diesen bahnhof regelrecht, seine kühlen gleise und die häßliche, strenge schlichtheit der kreideweißen wände. ich haßte die andere welt, in die er dich gebracht hat und meine welt, aus der er dich gerissen hat. ich haßte ihn dafür, daß es keine welt mehr gab, in der wir beide glücklich sein konnten.

es schmerzt mich, an unsere schönen tage zu denken. so als sei es unverschämt, daß es uns auch mal gut ging und an nichts fehlte. manchmal weiß ich gar nicht recht, ob es diese schöne, flimmerrote zeit je wirklich so gab. roch das nordseewasser nicht damals schon faulig nach krieg, als wir fröhlich darin schwammen? war der sand in schillig nicht schon durchtränkt von blut, als wir uns im strandkorb jugendliche küsse gaben? schmeckten die wilden beeren, die wir zusammen pflückten, nicht bitter wie blei? knurrten nicht schon die bomber bedrohlich am himmel, während wir händchenhaltend durch den wald spazierten? dabei fällt mir das weiße kleid mit den blauen streifen ein, das dir so gut stand. du hast es an dem tag im wald getragen. wie eine schauspielerin sahst du aus, so blass, elegant und vornehm. die leute haben sich nach dir umgedreht und sich gefragt, ob es vielleicht greta garbo ist, die da durch das dorf läuft.
ich konnte es auch kaum fassen, als du mir auf der oldenburger straße begegnet bist: das ist doch meine schöne lene, die dort ihr köfferchen schleppt! liebe helene, vielleicht können wir uns bald wiedersehen? ich wünsche es mir so sehr. schau in dein herz und sag mir, ob du die kraft dazu hast. kraft, dich zu erinnern. kraft, zu vergessen.

ich erwarte deine antwort.
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schortensi et orbi

25/12/1153

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es war einmal vor langer zeit ein bauerndorf, das auf einem kleinen hügel liegt und von tiefgrünen marschwiesen eingerahmt ist. das dorf heißt scrotinghe und es ist so versteckt und schwer zu erreichen, dass sich selten ein fremder hierher verirrt, wenn er denn nicht über das wasser kommt. scrotinghe ist vor allem von weiten feldern, düsteren mooren und glitzernden bächen umgeben, aber auch von dichten wäldern, in denen verwunschene tiere wohnen. die scrotingher bauern, die friesen sind, finden daran nichts ungewöhnliches, denn obwohl eine große steinerne kirche in der dorfmitte steht, glauben sie insgeheim noch an ihre naturgötter. dass diese naturgötter dann als tiere in der friesischen landschaft leben, erscheint ihnen daher nur logisch.

eines schönen sommertages kommt ein mädchen von südosten über den staubigen weg entlang des oestringer feldes gelaufen und betritt das bauerndorf scrotinghe am späten nachmittag, als die sonne schon tief steht.
sie heißt marie und ist recht schön, wenn auch auf eine eigentümliche weise. ihr weißblondes haar ist auf höhe der ohrläppchen gerade abgeschnitten, sodass man ihren hals und ihren nacken vollständig sehen kann. auch über der stirn fällt das haar nur bis zu einer geraden linie auf höhe der augenbrauen. statt eines langen kleides trägt sie grell blaue männerhosen und einen dünnes, langärmeliges leibchen ohne knöpfe, das ihr viel zu weit ist. über ihrer linken schulter hängt ein beutel, der scheinbar aus flachs oder jute gewebt ist. ihre lippen sind mit roter farbe bemalt und ihre haut ist hell wie japanisches porzellan.
auf die bewohner des dorfes wirkt marie höchst grotesk und so ist es nicht verwunderlich, dass, noch bevor sie den ersten hof betreten hat, schon wilde geschichten unter den frauen des dorfes die runde machen.
das mädchen sei eine böse moorhexe aus ostfriesland, erzählt die dicke bäuerin diertje-möh mit verschwörerisch irrem blick. ihr mann, der bauer lümme oncken, war im winter zuvor überraschend verstorben und seitdem darf die witwe zwar die größten ländereien, aber auch den größten knall in ganz scrotinghe ihr eigen nennen. wenn sie mit dem rücken zu ihr stünden, so diertje-möh, könne marie jede von ihnen in eine abscheuliche kröte verwandeln.
merta, die sich als magd auf dem hof des bauern poppe oetken verdingt, meint gehört zu haben, dass das seltsame mädchen eine wohlhabene prinzessin aus dem baltikum sei. „an ihren ohren hängt gold und bernstein, selbst um ihre hüfte trägt sie einen riemen mit einer schnalle aus silber!“ das ist wahrlich ein opulenter luxus, da sind sich die bauersfrauen einig. stine rinsthusen hat erst vor kurzem über den ältesten rinsthusen-sohn nach scrotinghe eingeheiratet hat und entstammt eigentlich der durch fischfang zu großem reichtum gelangten familie von seediek. bei den anderen geestbewohnerinnen gilt sie deshalb als expertin für alle launen und offenbarungen des meeres. stines vermutung, dass das fremde mädchen ein verwunschenes seewiefken ist, findet daher durchaus einige anhängerinnen. „schaut doch, wie traurig sie aussieht. als man es verwandelt hat, ist aus ihrem fischschwanz eine klobige männerhose geworden – schließlich geht auch beim zaubern mal was schief! und nun muss das arme ding durch die gegend ziehen wie ein armer landstreicher.“ die anderen frauen schauen aus der ferne herüber zu marie, die inzwischen auf dem hof von poppe oetken steht. etwas grünlich schimmert maries haut tatsächlich, wenn sie genau hinschauen, vor allem ihre augenlider. an der geschichte von dem verzauberten seewiefken könnte etwas dran sein. außerdem hat edda eilks heute früh ein paar eerdmanntjes über ihr rübenfeld laufen sehen und die haben ja bekanntlich ein gespür für verzauberte seewiefkes. und sowieso möchte keine der frauen eine böse hexe hier im dorf haben, die sie alle in hässliche kröten verwandeln würde, sobald sie ihr den rücken zukehren.

während diertje-möh, stine und edda weiter über das seltsame mädchen rätseln, geht merta zu dem bauernhaus ihres herren, vor dem nun auch marie steht. „hey, meinst du, ich könnt’ne nacht bei euch pennen?“, ruft marie der schüchternen magd entgegen, noch bevor diese auf dem hof angekommen ist. „ich verstehe nicht ganz“, antwortet merta leise. es musste sich doch um eine baltische prinzessin handeln, sie spricht eindeutig eine exotische sprache. merta senkt den kopf und wird plötzlich rot. sie hat ja keine ahnung, wie man sich prinzessinnen gegenüber verhalten soll. zudem hat sie keinen knicks gemacht und das hätte sie laut etikette bestimmt tun müssen. sie knickst nun schnell vor marie nieder, mit besonders tief geneigtem kopf, in der hoffnung, den faux-pas ihrer unkenntnis damit ungeschehen machen zu können. „gnädige höhe, eure frauheit“, stammelt sie hilflos, „der herr ist zurzeit nicht zugegen. er ist untröstlich, sie nicht persönlich empfangen zu können.“ marie bricht in prustendes lachen aus. „hey, hey, hey, liebchen. mach dich mal locker“, probiert sie die etwa gleichaltrige merta zu beruhigen und legt ihr vertrauensvoll eine hand auf die schulter. „ist doch halb so wild. ich latsche einfach noch’ne runde um den pudding. ich habe halt bloß echt beschissenen empfang und mein akku ist auch bald leer.“
marie holt eine sonderbare kleine maschine aus ihrer hosentasche, die aus perlmutt oder elfenbein zu bestehen scheint. auf einer seite ist kunstvoll ein halber apfel in die oberfläche geschnitzt. an der apfelmaschine knüpft sie ein weiteres gerät fest, das sie aus ihrer tasche fischt. merta, die inzwischen wieder aufrecht steht, schaut erschrocken auf die fremdartigen gegenstände. das gerät an dem bindfaden setzt sich marie schließlich auf die ohren wie eine kopfpresse. das muss ihre krone sein, denkt sich merta, die sieht aber wirklich sehr baltisch aus. dann berührt die vermeintliche prinzessin das kleine maschinchen und aus der kopfpresse kommen geräusche. ganz wundersame, furchterregende geräusche.
„die stimmen aus helheim!“, ruft merta und stößt einen kleinen schrei aus, den auch die anderen dorfbewohner hören. nun verliert auch marie zunehmend die fassung. „ähm. das ist nicht helheim. das ist ‚remmidemmi’ von deichkind“, sagt sie verunsichert und hält merta ihre kopfhörer hin. die tonkulisse, die merta nicht einordnen kann, wird immer lauter. wirre stimmen und bizarre geräusche, die scheinbar aus dem nichts kommen. „du stehst wohl einfach nicht so auf electro?“, probiert marie die offensichtlich verängstigte merta zu beruhigen. ohne zu antworten rennt merta zum eingang des bauernhauses und verriegelt die massive tür von innen. das ist gar keine prinzessin, sondern eine böse hexe, da ist sich merta nun sicher. und als kurze zeit später auch die anderen frauen des dorfes die neuigkeit erfahren haben, jagen sie marie mit steinen und erhobenen mistgabeln aus dem dorf. während diertje-möh an der spitze der gruppe patroulliert und mit lauten „hexe“-rufen das gesamte dorf zu mobilisieren probiert, kauern sich merta, stine und edda ängstlich im windschatten der dicken bauerswitwe. später erzählt diertje-möh den nachbarinnen, die nicht dabei gewesen waren, dass marie, als man sie bis zum horizont getrieben habe, sogar auf einen besen gestiegen und in richtung ostfriesland davongeflogen sei. all das hatten die scrotingher frauen geregelt, noch bevor ihre männer vom markt in givers zurück waren.
noch vor einbruch der dunkelheit gelangt marie in einen dichten wald, in dessen mitte sie einen seltsam schimmernden see findet, an dem sie sich ausruht. während die baumkronen in dem leuchtenden orange der untergehenden sonne baden, ist es hier im unterholz schummrig violett. auf dem waldboden wachsen bunte pilze, marie pflückt sich einen rosafarbenen, von dem sie nicht weiß, ob er giftig ist oder nicht. sie legt ihre tasche auf den boden, der trotz der sommerhitze feucht und modrig ist, und lockert die schnürsenkel ihrer chucks. ihre füße sind geschwollen und an den fersen hat sie blasen. sie beugt sich zu dem ufer des schimmernden sees hinunter und trinkt von dem klaren wasser. es schmeckt nicht schlecht, ein bisschen nach moos und nadelholz, etwas süßlich vielleicht sogar. marie muss an die tannenwaldlimonade denken, die sie in berlyn-golgota so gerne getrunken hat. ein seltsamer ort, dieses scrothinge.

als marie gerade am ufer des waldsees sitzt, fällt ihr plötzlich ein birkhuhn auf, das es sich neben ihr bequem gemacht hat. „hi! ich bin marie“, sagt sie und nickt ihm freundlich zu. das birkhuhn nickt auch. „marie, du siehst sehr müde aus. folge den hellen kieselsteinen, sobald der mond scheint. ich habe sie dir auf den waldboden gelegt. sie führen dich zu einer lichtung, auf der ein riesiges kloster aus stein steht. klopfe dort dreimal an der tür und bitte um obdach.“ während marie probiert, sich auf die worte des birkhuhns zu konzentrieren, merkt sie, wie erschöpft sie tatsächlich ist. „danke, birkhuhn. das ist echt ein spitzen tipp und wirklich irre nett von dir.“ sie wollte das birkhuhn noch fragen, ob es in dem kloster wohl auch wlan gäbe, aber da ist es schon weggeflogen und eigentlich ist es ja auch gar nicht so wichtig.
als es dunkel ist, tut marie, wie der vogel ihr sagte und steht kurze zeit später vor einem gewaltigen gebäude aus großen granitsteinen. sie klopft mehrmals an die massive tür aus metall, in deren türbogen eine ebenfalls metallene tafel in das gemäuer eingelassen ist: onser lieven frouwe op den velde. es dauert einige momente, bis marie die tür geöffnet wird. schließlich steht sie einer älteren frau im knöchellangen nachthemd gegenüber, die einen kerzenhalter mit griff in der linken hand hält. „oh, ich wollte sie nicht wecken!“, entschuldigt sich marie enthusiastisch. sie ist aufrichtig überrascht, die frau im nachthemd anzutreffen, denn nicht nur findet sie nachthemden selbst für alte leute unglaublich altmodisch, sie hat zudem auch nicht ahnen können, dass schon um zehn uhr alle zu bett gegangen sind, denn später könnte es, dem sonnenuntergang nach zu urteilen, kaum sein. „es ist nur so: ich suche einen platz zum schlafen und man hat mir von diesem kloster erzählt.“ die frau im nachthemd ist beate juchter, priorin des klosters, und ihr sind schon die geschichten aus dem dorf zu ohren gekommen. in ihr grundsätzliches misstrauen gegenüber den wenig sittlichen friesen mischt sich nun noch ihre müdigkeit. „hören sie mal, es ist mitten in der nacht. und außerdem ist das hier ein kloster und keine herberge. wir können ihnen kein bett anbieten, ihre anwesenheit würde die ruhe und ordnung unseres ordens nur durcheinanderbringen.“ marie merkt, dass das gespräch eine ähnlich abstruse wendung nehmen könnte wie das vorhin mit der magd merta. sie probiert leiser zu sprechen und ihre worte bedachter zu wählen. „mein name ist marie, meine freunde nennen mich aber mariechen. ich komme von weit her und kenne mich hier nicht gut aus. allerdings bin ich im achten monat schwanger und hätte gern ein bett zum schlafen.“ die nonne schaut an dem mädchen hinunter. unter dem langärmeligen, völlig unförmigen leibchen könnte sich tatsächlich der bauch einer schwangeren frau verstecken. zudem war dieses seltsame kleidungsstück ihrer eigenen ordenstracht nicht so unähnlich: schnüre und knöpfe, wie sie die heidnischen bäuerinnen trugen, sah sie immerhin keine. es glich mehr einem gewand, nur eben sehr kurz. vielleicht taten die frauen aus dem dorf ihr unrecht. was wussten diese einfältigen weiber schon von moral und tugend? während beate juchter überlegt, ob sie dem mädchen obdach bieten solle, erscheint neben ihr schwester hille, eine junge nonne in komplettem ordensgewand in der tür. „mutter oberin, ist etwas passiert, dass sie so spät noch wach sind? ich habe mir sorgen gemacht.“ die priorin dreht sich zu schwester hille um. „nein, schwester hille, seien sie unbesorgt. begrüßen sie lieber mit mir schwester marieken, die gerade darum gebeten hat, unserem konvent beitreten zu dürfen. begleiten sie sie in ihre zelle.“

das schwarze ordensgewand steht marie ausgezeichnet. oversized ist eh total ihr stil, sagt sie sich. außerdem ist der hochschwangeren marie der silberne knopf ihrer jeans abgesprungen, als sie im wald unterwegs war, sodass sie die unbequeme und viel zu enge hose bereitwillig gegen das luftige gewand der nonnen eintauscht.
kost und logie sind umsonst und das bisschen beten wird sie auf einer arschbacke absitzen, wie man so schön sagt. außerdem, jede mitgliedschaft lässt sich aufkündigen. marie bekommt eine ärmlich eingerichtete zelle im turm des klosters. aus ihrem fenster kann sie nicht nur den angrenzenden wald, sondern auch das ganze dorf scrotinghe überblicken. am nächsten morgen meint sie sogar in der ferne diertje-möh zu erkennen, während die in der sommerhitze ihr land bewässert.
die tage im kloster vergehen überraschend schnell. marie hilft tagsüber den anderen schwestern im garten des klosters, bewässert das gemüse, beschneidet obstbäume oder pflückt sich hin und wieder wilde beeren außerhalb der klostermauern, wenn die mahlzeit im refektorium mal wieder etwas zu karg ausgefallen ist. nur, dass sie weit und breit keine steckdose findet, beunruhigt marie, denn sie würde zu gern wissen, ob ihr freund jos endlich ein zugticket nach scrothinge gelöst hat.
nach einer woche, die marie nun in dem kloster lebt, bittet die priorin sie zum gespräch. „schwester marieken, es ist bisher unser kleines geheimnis gewesen, aber nun möchte ich sie doch eines fragen. sollen wir nicht langsam nach ihrem ehemann schicken, damit er das kind nach ihrer niederkunft holt?“ marie ist entsetzt. wieso sollte irgendwer kommen und ihr kind holen? „ja, naja. also darüber wollte ich eh noch mit ihnen reden, schwester. jos und ich, wir kennen uns noch nicht so wahnsinnig lang. genaugenommen war es eher so ein one-night-stand unter freunden. wissen sie, wir waren feiern, haben wohl einen gin tonic zuviel getrunken, und naja, knick-knack, sie wissen schon. ich habe ihm eine sms geschrieben, aber nun ist mein akku leer und ich weiß gar nicht, ob jos überhaupt weiß, dass er vater wird. gibt es hier irgendwo vielleicht eine steckdose?“
die priorin wird bleich im gesicht und weiß nicht, ob sie glauben soll, was das mädchen ihr da erzählt. dass sie ihre jungfräulichkeit verloren hat, ist schlimm genug. allerdings ist sie davon ausgegangen, dass dem mädchen in der ehe gewalt angetan wurde und es sich deshalb in ein kloster flüchten wollte. als moderne und barmherzige frau hatte beate juchter es damals als ihre pflicht empfunden, dem jungen, misshandelten ding ein obdach zu bieten. aber ein bastard in den heiligen gemäuern dieses klosters, das ist eindeutig zu viel. dazu noch alkohol und zügellose feste, sie hat wohl die leibhaftige hure babylon in ihr kloster eingeladen.

sie verweist marie noch am selben tag des klosters und erlaubt nicht mal, dass schwester hille und schwester dieka die junge frau zum hauptportal begleiten. „möge diese gottlose sünderin doch im wald von den tieren gefressen werden!“, ruft sie marie hinterher, als diese das kloster gerade über den kreuzgang verlassen wollte. und während marie wieder draußen auf dem felde steht, bekreuzigt sich drinnen die priorin beater juchter und hofft, dass keine der schwestern ihren wutausbruch mitbekommen hatte.

es ist noch immer warm in den wäldern bei scrotinghe und marie beschließt, von nun an hier zu wohnen. in der woche im kloster hat sie gelernt, welche kräuter und beeren giftig und welche essbar sind, dass man aus den früchten des sanddorns einen wunderbaren saft pressen kann und wie man sich eine bequeme schlafstätte aus moos baut. außerdem leuchtet seit kurzem nachts ein heller stern am himmel, der die ganze umgebung erhellt. marie hat das gefühl, dass er senkrecht über ihrem kopf steht und freut sich über das geheimnisvolle glitzern, das nun wie staub über dem ganzen wald liegt. sie baut sich eine kleine hütte an dem waldsee, an dem sie vor kurzem das birkhuhn getroffen hat, denn dort glänzt und glitzert es am schönsten. außerdem kann sie tagsüber von dem wasser trinken oder darin baden.

am ersten abend im wald kommt ein wolf zu maries hütte und setzt sich neben ihr bett aus moos. „liebes marieken, ich bin dem stern gefolgt und habe ich dich gefunden. wie kann ich dir helfen?“, fragt er und das mädchen wacht auf. marie streichelt den wolf, der zahm und sehr liebenswürdig ist. „weißt du, wolf, mir geht es eigentlich ganz gut hier. allerdings frage ich mich, was aus meinem freund jos geworden ist. er sollte längst hier sein. kannst du nach ihm suchen und ihn herbringen?“ der wolf erzählt marie, dass er der letzte wolf weit und breit ist und die menschen hier in der umgebung als „hunnenhangers“ bekannt seien. deshalb ist es für ihn gefährlich, durch die gegend zu laufen. aber er erklärt sich bereit, marie zu helfen und rennt so schnell er kann nach westen, tiefer in den wald hinein, um jos zu finden. allerdings begegnet ihm auf halber strecke der jäger anthon richter, der schon lange nach ihm sucht. der jäger nimmt den silbernen knopf vom waldboden, den marie vor einer woche dort verloren hatte, steckt ihn in seine flinte und erschießt den wolf, noch bevor dieser jos finden konnte.

am zweiten abend im wald kommt eine ratte zu maries hütte und setzt sich neben ihr bett aus moos. „liebes marieken, ich bin dem stern gefolgt und habe ich dich gefunden. wie kann ich dir helfen?“, fragt sie und das mädchen wacht auf. marie streichelt die ratte, die eloquent und sehr vornehm ist. „weißt du, ratte, mir geht es eigentlich ganz gut hier. allerdings frage ich mich, was aus meinem freund jos geworden ist. gestern habe ich den wolf nach ihm geschickt und er sollte längst hier sein. kannst du nach ihnen suchen und die beiden herbringen?“ die ratte erzählt marie, dass die menschen sich vor ratten ekeln und dass es für sie deshalb gefährlich ist, durch die gegend zu laufen. aber sie erklärt sich bereit, marie zu helfen und rennt so schnell sie kann nach norden zum kloster onzer lieven frouwe op den velde, um jos zu finden. allerdings schleppt sie in ihrem fell einen floh ein, der die nonnen mit der pest ansteckt. innerhalb weniger tage siechen die frauen des klosters dahin und mit ihnen die ratte, noch bevor diese jos finden konnte.

am dritten abend im wald kommt eine möwe zu maries hütte und setzt sich neben ihr bett aus moos. „liebes marieken, ich bin dem stern gefolgt und habe ich dich gefunden. wie kann ich dir helfen?“, fragt sie und das mädchen wacht auf. marie streichelt die möwe, die weiche federn hat und sehr gebildet ist. „weißt du, möwe, mir geht es eigentlich ganz gut hier. allerdings frage ich mich, was aus meinem freund jos geworden ist. vorgestern habe ich den wolf und gestern die ratte nach ihm geschickt und er sollte längst hier sein. kannst du nach ihnen suchen und die drei herbringen?“ die möwe erzählt marie, dass die menschen die natur verschmutzen und dass es für sie deshalb gefährlich ist, durch die gegend zu fliegen. aber sie erklärt sich bereit, marie zu helfen und fliegt so schnell sie kann nach osten in das dorf scrothinge, um jos zu finden. allerdings fliegt sie etwas zu weit und wirbelt mit ihrem heftigen flügelschlag das wasser der nordsee auf. das meerwasser zerstört die deiche und überschwemmt das gesamte land an der küste. innerhalb einer nacht ertrinken alle bewohner von scrothinge und mit ihnen die möwe, noch bevor diese jos finden konnte.

schließlich gebärt marie ihr kind am nächsten morgen allein im wald. sie tauft es in dem waldsee, der von da an heilig ist und den man fortan nur noch engelsmeer nennt. am selben abend kommt ein rotes ross zu maries hütte und setzt sich neben die krippe aus moos, die marie für das neugeborene gebaut hat. „liebes marieken, ich bin dem stern gefolgt und habe ich dich gefunden. wie kann ich dir helfen?“, fragt es das mädchen, während es am bettchen des kindes sitzt. marie streichelt das rote ross, das stark und sehr schnell ist. „weißt du, rotes ross, mir geht es nicht gut hier. vor drei tagen habe ich den wolf, vorgestern die ratte und gestern die möwe losgeschickt, um nach meinem freund jos zu suchen. ich glaube, sie sind inzwischen alle tot und mit ihnen die bauern aus scrothinge und die jungfern auf dem felde. ich bin so traurig. kannst du mich und mein kind hier wegbringen?“ das rote ross erzählt marie, dass es ein bekanntes wunderpferd ist und deshalb ist es gefährlich, durch die gegend zu galoppieren. aber es erklärt sich bereit, marie zu helfen, nimmt mutter und kind auf seinen rücken und reitet so schnell es kann mit beiden nach süden, um jos zu finden.

sie kommen bei einbruch der dunkelheit in einem dorf an, in dem sie rast machen. der stern, der schon im wald von scrothinge über ihnen stand, leuchtet nun noch heller. eine chronistin bemerkt das sonderbare mädchen und ihr kind auf dem roten ross und gibt dem bisher namenslosen dorf den namen radestad, weil die junge familie auf geradem wege hierher gekommen war. marie geht auf die frau zu, denn sie ist der einzige mensch weit und breit. „entschuldigen sie, ich suche meinen freund jos. er ist ziemlich groß, trägt einen vollbart und kommt von weit her. haben sie ihn gesehen?“ die chronistin erinnert sich tatsächlich, dass einer ihrer kollegen einen solchen mann in aldenburg gesehen haben will. vor lauter glück gibt marie der frau einen zarten kuss auf die wange.
mit ihrem neugeborenen reitet marie auf dem roten ross in der frühe des nächsten morgens weiter richtung aldenburg. es ist kein weiter weg und weil das rote ross ein wunderpferd ist, legen sie die strecke in wenigen stunden zurück. am bahnhof schließlich sieht sie ihren jos und rennt ihm entgegen. er war gerade mit dem intercity aus berlyn eingetroffen. ihr steigen tränen in die augen und sie muss immer wieder hysterisch schluchzen, als sie ihre geschichte probiert zu erzählen. „weißt du, jos, es war... total krass. scrothinge, so hieß das kaff, war... einfach nur heftig. die leute... mega fies, aber die tiere. die waren schwer in ordnung. und überhaupt...“
jos nimmt marie und sein kind in den arm und streichelt ihnen über den rücken. „jesses, maria, wollen wir dem kind nicht endlich mal einen namen geben?“
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